Bericht einer Teilnehmerin über ihre Erfahrungen beim Encounter 2011 (zugleich ein Brief an ihr ungeborenes Kind):
Ich bin beeindruckt von dem, was sich da aus mir rausgeschält hat, als hätte ich einen altbekannten verstoßenen Teil von mir errungen. Ein Nebelschleier lüftet sich. Mich mehr akzeptieren, einen Teil integrieren, nennt man das. Eine innere Stimme sagt: Es ist nicht gut, „egozentrisch“ sich selbst erleben zu wollen. Ein anderer Teil von mir hat Gefallen daran. Mich ein Stückchen mehr lieben zu können, eben auch die aggressive, zerstörerische Kraft, die in mir steckt.
Die junge Frau spüren, die ich jetzt bin. Mich noch einmal frei fühlen. Nicht nur Mutter sein, Ehefrau oder Therapeutin. Lust an mir. Mich erotisch fühlen, anziehend, wohl in diesem Körper. Erwachsen sein und mir den Funken bewahren.
Ganz ruhig plötzlich von irgendwoher eine andere Stimme in mir: Ich bin so: Nicht nur edel und gut, besonnen, schwebend. Keine reine, heilige, keine ideale Mutter. Ich bin die alle: Die Bedürftige, die Ängstliche, die Aggressive, die Fürsorgliche, die Liebevolle, die Verantwortungsvolle, die Vernünftige, die Leidenschaftliche, die Lebenshungrige.
Ich bin die, die sich gut ausdrücken und klar sein kann, die sensibel und gefühlvoll ist, die, die gerne lacht und tanzt, die Freude über das Leben spürt und Dankbarkeit. Ich bin die, die auch garstig sein kann, rücksichtslos, die nicht kontrollieren will, der manchmal andere egal sind, die einfach aus dem Vollen schöpfen will, ohne Rücksicht auf Verluste. Dieser Teil mit der zerstörerischen Kraft, kann ich mir diesen Teil verzeihen? Bricht das Chaos aus, wenn ich die Kontrolle aufgebe? Neben meiner Angst ist das Vertrauen gewachsen. Ich bin freier geworden, unabhängiger von den anderen.
Ich darf das. Ich darf auch trampelig sein und unsensibel. Schonungslos. Nicht wohltemperiert, nicht sanft, nicht gütig. Mein Kind, du kleines neues Wesen, das ist deine Mutter. Diese wirst du haben, keine andere. Du wirst mit ihr klar kommen müssen. - L.B.