Da ist „mein“ Thema: Wie geht das...mich schützen und gleichzeitig in Kontakt sein? Was bedeutet das für mich, in meiner inneren Welt, in meiner äußeren Welt? Darf ich, kann ich, meinen Schutz höher bewerten als den Kontakt zu dem Menschen vor mir? Es dämmert in mir, dass der Kontakt, wie ich ihn als „Zuhause“ gelebt habe keinen Raum für Selbstschutz bot. Heute kann ich reagieren, kann mich in Sicherheit bringen, bin mir bewusst, von wo Gefahr drohen könnte. Meine Füße wurden eingegipst...meine Augen sind geschlossen und ich spüre diese Hände, die kraftvoll und behutsam, so zärtlich mich, meine Füße berühren. Ich spüre feste sichere Handgriffe, zugleich so viel Zartheit…. Warme Tränen laufen beglückend über mein Gesicht, ich atme tief…..bin hellwach, ganz in mir und dabei fühle ich mich verbunden mit den Händen, den Menschen, die mich berühren. Ich habe sie abgestellt am Strand, meine Gipsschuhe, nachdem ich mich aus ihnen herausgeschält hatte. Ich bin ihnen entwachsen. Komm liebes Meer und hol sie dir……nimm sie dir zurück…. Und ich gehe los, gehe weiter, leichtfüßig... - C.S.
Während des Encounters wollte ich aussteigen. Nie wieder! Die sind doch alle verrückt hier! Lässt sich irgendwie für mich mit einer Geburt vergleichen. Die Wehen und die Geburt waren zum Teil heftig, aber was raus kam ist wunderbar. Und zum Wundern. Ich habe kapiert, dass es für meine Mitmenschen oft schwierig ist, wenn ich nicht greifbar bin, ausweiche, probiere mich allen und allem anzupassen und meinen Standpunkt nicht klar vertrete. Für meine Patienten kann ich das. Ich muss nicht alles mitmachen, ich darf mich wehren. Ich darf eine eigene Meinung haben und äußern. Die Zeiten, in denen der Spruch meiner Mutter "sei brav und benimmt dich" galt, sind definitiv vorbei. Teil der Gruppe sein zu dürfen, obwohl ich mich manchmal so schräg verhalte, ist was Besonderes. Ich werde daran arbeiten, greifbarer zu werden. Ich habe gelernt mich zu wehren. Auch wenn sich zur Zeit viele Menschen an meinem Arbeitsplatz darüber wundern, freuen oder auch ärgern, sie werden es akzeptieren müssen. Es ist mir aufgefallen, dass ich bei Besprechungen seltener "rumpiepse", sondern dass meine Stimme kräftiger klingt. Geht noch nicht automatisch, muss dran denken, dann klappt's. Soziale Kontakte üben steht noch an. Darf ich mich anderen anschließen oder nicht. Hab mich öfter mal allein und einsam gefühlt, obwohl ich es gar nicht war. Ich soll nicht warten bis jemand auf mich zu kommt, sondern selbst Initiative ergreifen und auf andere zugehen. Sagt meine wunderbare Hebamme B. . Das richtige Mittelmaß zwischen allein sein und mit anderen Menschen zusammen sein fällt mir schwer. Soziale Kontakte pflegen? Ich habe Angst, dass ich im Alter einsam mit meinen Katzen dasitzen könnte, wenn ich nichts dagegen tue. Neu war, dass ich an den Strand gehen konnte im Tankini. Wem meine Rubensfigur nicht passt, der kann mich mal. Hab mich getraut im Meer zu schwimmen. Später kamen noch einige aus unserer Gruppe dazu. Hätt ja aber auch jemand bitten können mit mir schwimmen zu gehen. Kann ja auch ganz gut schwimmen. Meer ist mir aber suspekt. War richtig schön. Vorsichtshalber werde ich mal sparen falls ich nächstes Jahr doch nochmal ein solches Kind möchte. Zum Encounterbericht gehört noch: I am what I am and what I am needs no excuses! - E.H.
Energie – ich mag diesen Begriff sehr! Wohin leite ich Dich? Wohin leite ich mich und alle meine Gedanken und Aufmerksamkeiten? Schön: Das Gefühl der inneren Zufriedenheit ist weniger ein Resultat der äußeren Bedingungen, sondern eher der inneren! Ich bin dabei, ein größeres inneres Gleichgewicht zu finden. Eine innere Festigkeit bei gleichzeitiger Fähigkeit, in verschiedenen äußeren Situationen flexibler, individueller und gefühlt stimmiger zu handeln. Innerlich entsteht in mir dazu das Bild einer großen Kugel mit Zacken: Sehr beweglich in verschiedene Richtungen und doch ein fester, starker innerer Kern, der beständig und massiv schwer ist. Sätze an mein Selbst: Fühle und teile Dich mit! Lass Dich nicht treiben, sondern entscheide bewusst nach Deinen Empfindungen und Gefühlen und sprich darüber! Wenn ich es allen Anderen recht mache, mache ich es eben nicht allen recht, da ich mich vergesse und ich mich von mir entferne! - F.S.
Auf Kreta angekommen das Gefühl, nicht in Kontakt treten zu können. Isolation, Scham, Unbeholfensein, Selbstabwertung. Unter Spannung, und ich kann mir nicht entkommen. Später die Rückmeldung, dass da vielleicht meine Aggression spürbar war. Während ich schreibe, frage ich mich, was ist im Moment an der Stelle, wo noch vor einiger Zeit die Dissoziation, das Dichtmachen war? Ohne Dissoziation spüre ich mehr, und wenn es zu diffus ist, kommt die Anspannung. Der Ausstieg aus dem System meiner Herkunftsfamilie macht mich ihnen fremd, ich gehöre nicht mehr dazu, ich bin frei. Ich bin nicht mehr auf das System angewiesen. Wenn ich mich in die Enge getrieben fühle, kommt meine vernichtende Seite zum Vorschein. Das ist mein Vater in mir. Da ist die Scham am größten: ich tue anderen an, was mir angetan wurde. Wie kann ich meine Liebsten so sehr verletzen, wenn ich aus eigener Erfahrung weiß, wie weh das tut? Wenn ich wie mein Vater bin, fühle ich mich beschämt, lehne ich mich ab, mache ich mich einsam. Ich darf meine vernichtende Seite nicht ablehnen, denn ich brauche sie, um kraftvoll sein zu können. Wenn ich sie ablehne, habe ich meine Kraft nicht. Die ungebändigte, vernichtende Aggression ist meine ungeliebte, abgelehnte Seite. Selbstmitgefühl für die abgelehnte Seite. Die Beschämung, die ich durch meinen Vater erlebt habe, kam wie aus dem Hinterhalt, unerwartet. Die Beschämung aus dem Nichts ist so gefährlich, weil die Abwehr dagegen nicht steht, erfahre ich. Meine Abwehr muss zwischen ungeschützt sein und mich wegmachen liegen. Wenn ich ungeschützt bin, werde ich traumatisiert, wenn ich mich wegmache, bin ich nicht ich. Kontakt zu meiner Herkunftsfamilie bedeutet Retraumatisierung. „Das kann man machen, aber dann muss man sich panzern! Wenn man ins Feuer geht, braucht man einen feuerfesten Anzug“. Ich musste so lange immer wieder schutzlos auf meinen Vater zugehen, bis ich verstanden hatte, dass ich verbrannt werde. Verstehen, wirklich verstehen, dass die Person, die eigentlich da ist, um mich zu schützen, mir Schaden zufügt. (Und jetzt empfinde ich fast Verzweiflung darüber, dass mein Vater glaubt, mich immer beschützt zu haben.) Brav-Sein und Abgrenzung gehen nicht zusammen. Meine Selbstabwertungen sind nicht meine eigenen. Sie sind Introjekte. Täterintrojekte. Ich gestatte, dass ich verletzbar bin. Meine Abwehr steht nicht. In meinem Erleben verlangt mein Vater, dass ich mich unterordne. Das ist mein Muster: Ich ordne mich unter. Ich mache mich weg und versuche, Erwartungen zu erfüllen und keinen Ärger hervorzurufen. Das hat mein Überleben gesichert. Grenzen anerkennen. Mein Anderssein anerkennen. Symbiose kann Verschiedenheit nicht ertragen. Die Grenze anerkennen – da wird kein Kontakt gehen! Ich muss das Lieb-Sein aufgeben. „Wirklich kraftvoll bist du nur mit warmem Herzen, nicht aus der Wut heraus.“ Aber wie geht das? Kraft, die entgleist, ist Gewalt. Ich bin mit anderen zusammen an den Strand gegangen und habe eine Stunde lang geschrien, getönt, gesungen. Am Anfang habe ich Scham gespürt. Ich hatte die Worte aus der Sitzung davor im Kopf, „wo die Scham ist, ist dein Weg“. Ich habe meine Scham angenommen, ich habe nichts getan, um sie wegzumachen. Es war, als hätte ich sie an die Hand genommen und ihr gesagt, gut dass du da bist, aber schau, ich mach es jetzt anders. Ich habe mich nicht gezwungen, trotz Scham zu schreien. Das mich Zwingen, das war lange Zeit mein Weg, vielleicht hat deshalb alles so viel Kraft gekostet. Ich habe am Strand stehend sehr deutlich mein Zögern gespürt, laute Töne zu machen. Mir ging dann durch den Kopf, na dann machst du halt leise Töne. Nein. Ich wollte laute Töne machen. Dafür musste ich spürbar über eine Schwelle gehen. Am Anfang kam ein kurzer, schriller, lauter Schrei aus mir heraus, da bin ich erschrocken. Der Ton war nicht kraftvoll. Danach habe ich laute Töne gemacht, und dabei erfahren, wie es ist, wenn ich in meine Kraft komme. Dann konnte ich die Kraft steuern. Da geht mein Weg. Um in meine Kraft zu kommen, muss ich das Verbergen aufgeben. Jedes Mal wieder, wenn ich die Scham oder die Schwelle gespürt habe, habe ich die Entscheidung getroffen, laute Töne zu machen. Was mir hilft: stehenbleiben und spüren. So spüre ich die Scham und kann dann über mein Verhalten entscheiden. Die kraftvollen Töne haben meinen Körper vibrieren lassen, die Töne kamen aus dem Unterleib, mein Kopf hat gedröhnt. Jetzt weiß ich, wo meine Kraft ist. Ich muss mein Becken öffnen. (Jetzt, wieder im Alltag, bemerke ich, wie oft ich die Füße oder die Beine überkreuze, und jedes Mal stelle ich die Füße nebeneinander.) Ich habe meinen Schmerz geklagt, ich habe mir ein Wiegenlied gesungen, ich habe mir Trost gesungen. Ich habe meine Stimme gehört, wie ich sie noch nie gehört habe. Ich habe meine Kraft gehört. Ich war mir gleichzeitig fremd und vertraut. „Da bist du ja!“ Die Töne sind in mir, ich weiß, wo sie sind. Ich habe gespürt und verstanden, was Inter-Sein oder Eins-Sein mit Allem bedeutet. Es ist, als wäre ich hinter meine eigene Abwehr gekommen. Ich verstehe meine Abwehrmechanismen. Meine Selbstschutzmechanismen. Ich fühle mich klar. Ich brauche den Nebel nicht mehr. Ich habe immer wieder während des Encounters meine Isolation gespürt. Ich hatte dabei keine Angst. Ich war ruhig. Die Isolation, die Einsamkeit, das Getrenntsein gehören zum Leben. Ich habe gelernt: Auch in der Isolation bin ich ganz. Trust the process – der Prozess passiert nicht alleine, ich muss handeln und darauf vertrauen, was kommen wird. Mir vertrauen? - K.H.
Es geht darum, Allein-Sein zu lernen. Oder: mit mir selbst aber nicht allein sein. Das Tönen am Strand: Ich spüre meine Füße, den Boden, meinen Körper. Ich spüre mein Becken und die Luft, die mich ausfüllt und die lange hält, so dass ich lange Töne machen kann. Das Tönen ist tröstlich. Ich sehe die Wellen auf mich zukommen. Immer und immer wieder. Sie wiegen mich und meine Töne wiegen mit. Ich bin eins mit dieser Welt, bin ein Teil von diesem großen Ganzen. Ich bin das Meer und ich bin die Wellen. Ich denke an meinen Vater und: „ich gebe dich dem Meer“. Er wäre sicher gern im Mittelmeer beerdigt worden. Ich denke: du warst auch ein Menschenkind. Wie einsam du warst. Ich bin geliebt. Gott liebt mich. Dann wieder den Ton spüren in mir: mein Becken spüren, dass sich öffnet mit dem Ton. So habe ich die Kinder geboren. Und ich spüre wieder den Boden. Und auch: ich spüre mehr Boden in mir. Bei allem was ich auch an Schmerz spüren kann. Ich falle nicht mehr so tief, wie ich früher gefallen bin, wenn ich mich dem Schmerz zugewandt habe. Es gibt etwas Festes in mir, nicht nur das Gerüst der Arbeit außen herum. Wie also jetzt ein Requiem schreiben? B. sagt ein Requiem ist ein Kunstwerk der Schönheit, das uns mit dem Tode versöhnt. Versöhnt. Ich schreibe mir auf: Die guten Momente suchen. Und: nur wer das Leben liebt, kann liebend leben. Ich denke spontan: ich kann das. Aber er konnte das nicht. Nicht mehr. Früher schon. Und dann: ich kann entscheiden, was ich erben möchte von ihm, welchen Teil. Das Wort versöhnt ist wichtig für mich. Leb wohl Papa! Dieser Prozess ist nicht vorbei. Er ist im Gange. Aber es fühlt sich gut an, mich damit zu beschäftigen. Es geht um Los-lassen. Lieben und Los-lassen. Ich sein und Dich sein lassen. Ich übe. - L.B.
Ich habe einen sehr prägenden Satz mitnehmen können: „Ich kann darauf verzichten akzeptiert zu werden, aber ich werde nicht darauf verzichten respektiert zu werden.“ Ich konnte erste Schritte durch den Encounter machen – erste Schritte in eine Zukunft, in dem ich auch für mich „wertvoll“ bin, mich so akzeptiere wie ich bin und mich dort verändere wo ich es kann und will. - L.R.
Mir ging es psychisch so schlecht, wie selten zuvor in meinem Leben. Ich wollte im Schutz meiner vertrauten Umgebung bleiben, mich ins Bett legen. Ich wollte, dass es einfach vorbei geht. C. lässt mich jedoch nicht allein. Sie versichert mir, dass ich leiden darf. Sie nimmt sich einen ganzen Abend Zeit, hört zu, versteht, und mich erleichtert es so sehr, dass sie meine verqueren Gefühle und Gedanken gar nicht so verquer findet, sie für möglich hält und sie in Worte packen kann. Ich fühle mich sicher. Es wird mit jedem Tag besser. Ich gewinne Abstand. Dieses Besserwerden ist vor allem der Gemeinschaft, den lustigen Abenden und dem Lachen geschuldet. Das Lachen ist mein Analgetikum und S. mein Antidepressivum. Es bleibt meine Entscheidung: Ich habe die Wahl zwischen Wohlwollen und Bitterkeit. Es ist sehr befreiend, nicht die Bitterkeit als einzige Alternative nehmen zu müssen. Leider ist auch die Depotwirkung eines Encounters endlich. - P.H.
War es das erste Mal, das ich fühlen konnte, dass ich geliebt werde? Nicht, wie ich es vielleicht gerne hätte (wie im Märchen), sondern auf die ganz individuelle Art und Weise, meiner einzelnen Familienmitglieder und Freunde? Vertrauen wagen? Dem Leben zu vertrauen? I know my name - S.B.
Ein Spruch, den ich in einer Zeitschrift gelesen habe: Wenn jemand so tut, als würde er sich nicht für dich interessieren, dann glaube ihm. - V.S.